Nun steht es fest: Der FC Coburg ist Meister der Landesliga Nordwest und steigt in die Bayernliga Nord auf. 39 Jahre nach dem Abstieg des VfB Coburg aus der damals dritten Spielklasse wird damit in der kommenden Saison wieder ein Fußballteam aus der Vestestadt als Bayernligist antreten. Vollendet haben die Vestekicker dies durch einen knappen 3:2-Auswärtssieg bei Absteiger TG Höchberg und die gleichzeitige 0:3-Niederlage des einzigen Verfolgers FC Fuchsstadt bei den FT Schweinfurt. Drei Spieltage vor Saisonende ist der FCC mit neun Punkten Vorsprung und dem gewonnenen direkten Vergleich nicht mehr vom Platz an der Sonne zu verdrängen. Ein sportlicher Triumph, den sich die Schützlinge von Coach Lars Müller mit ebenso bedingungslosem wie hoch attraktivem Offensivfußball verdient haben: Das aktuelle Torverhältnis von 106:59 (in 33 Partien) widerlegt die alte Fußballweisheit eindrücklich, dass der Angriff Spiele, die Abwehr jedoch Meisterschaften gewinne.
Auch beim Vorletzten Höchberg blieb der FCC seiner Marschroute treu, Gegentore einfach durch eigene Treffer wettzumachen. Wobei sich die Vestekicker enorm schwer taten – oder wie Müller zu Recht anmerkte: „Wir haben es uns selbst schwer gemacht.“ Dabei hatte Jonas Kirchner mit der ersten guten Gelegenheit nach einer knappen halben Stunde den Favoriten nach einer Flanke von Aykut Civelek in Führung gebracht und Adrian Guhling hatte – jeweils nach Flanke von Tom Siller – den zweiten Treffer auf Fuß (30.) und Kopf (45.+1). Doch unmittelbar nach dem Seitenwechsel gestattete man den spielerisch limitierten, aber sich leidenschaftlich wehrenden Gastgebern nach einem Freistoß von links den Ausgleich durch Dominik Broll. Und die neuerliche Führung, die der stark spielende Fabian Carl nach herrlichem Pass von Tayfun Özdemir erzielte (69.), gab der FCC wieder nach Freistoß und schläfriger Abwehrarbeit aus der Hand, als Noah Lener per Kopf traf (63.). Coburg beschwor – von einer Dreifachchance durch Kapitän Davide Dilauro, Norik Höhn und Kirchner abgesehen (79.) – kaum Torgefahr herauf, wurde dann aber durch den späten Siegtreffer seines Regisseurs erlöst: Carl passte scharf zur Mitte, Tevin Mc Cullough (zurück aus langer Verletzungspause) wurde geblockt und Özdemir schob das Leder mit Übersicht zum 3:2 ein. Der Rest war Coburger Jubel!
Höchbergs Trainer Tobias Riedner war zum einen stolz auf sein Team: „Keiner hätte erwartet, dass wir das Spiel so lange offen halten können, aber wir haben uns immer wieder zurückgekämpft. Respekt meinen Jungs!“ Zum anderen beglückwünschte er die Vestekicker: „Das ist eine verdiente Meisterschaft. Sie waren immer vorne dabei und haben eben auch die knappen Spiele für sich entschieden – wie heute.“ Meistertrainer Müller hatte verständlicherweise das Spiel („Das waren viel zu billige Gegentore, aber wir sind eben auch jedes Mal zurückgekommen.“) schnell abgehakt und sah glücklich aufs große Ganze: „Glückwunsch an meine Mannschaft – was für eine geile Saison!“ In der Tat hat er aus vielen hervorragenden Individualisten ein Team geformt, das sich bei großer Spielfreude, Beharrlichkeit und Finesse auch durch Rückschläge nicht beirren lässt und im Vertrauen auf das eigene Können selten um die richtige Antwort verlegen ist.
Und Müller richtete den Blick bereits nach vorne: „Natürlich müssen wir uns in der Bayernliga steigern, kompakter auftreten und taktisch etwas umdenken. Aber ich sehe noch viel Entwicklungspotenzial!“ Ein durchaus nachvollziehbarer Optimismus angesichts des Umstands, dass diesmal in der Startelf mit Höhn ein Spieler des Jahrgangs 2004 und mit Siller, Kirchner und Roman Guhling drei des Jahrgangs 2003 (dem auch die eingewechselten Maximilian Graß und Luca Oikonomides angehören) standen. Nochmals Müller: „Wir werden das Abenteuer Bayernliga mit der richtigen Mischung aus Routine und jugendlichem Elan angehen!“
Aufstellung TG Höchberg:
Schultheiß, Lehner, Pfeufer, Kemme, Heider (62. Bolg), Grön, Hochstein (71. Pimpertz), Ljajic, Glücker (89. Grießenauer), Zimpel (90.+3 Riedner), Broll (84. Eisenberger)
Aufstellung FC Coburg:
Krempel, Kirchner, Civelek, Özdemir, R. Guhling (88. Müller), Siller (62. Mc Cullough), Höhn, A. Guhling (73. Graß), Dilauro, Carl (90.+4 L. Oikonomides), Tranziska
Tore: 0:1 Jonas Kirchner (30.), 1:1 Dominik Broll (47.), 1:2 Fabian Carl (63.), 2:2 Noah Lener (69.), 2:3 Tayfun Özdemir (89.)
Schiedsrichter: Emmert (Assistenten: Nikol, Werner)
Zuschauer: 70
