Time To Say Goodbye ...

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Emotionaler Moment in der HUK-Arena

Vom FC Coburg in die Bundesliga

Sie wagt den großen Schritt: Hannah Mesch, größtes Nachwuchstalent im Frauenfußball weit und breit, wechselt zur Rückrunde vom FC Coburg in die B-Juniorinnen Bundesliga zum FF USV Jena. Die gerade 15 Jahre alt gewordene Ausnahmestürmerin verfolgt damit ihr großes sportliches Ziel konsequent weiter: „Ich will auf jeden Fall einmal in der Frauen-Bundesliga spielen, und vielleicht ist auch die Nationalmannschaft möglich“, sagt die im Meederer Ortsteil Drossenhausen aufgewachsene Hannah mit gesundem Selbstbewusstsein, zu dem sie als U15-Nationalspielerin auch allen Anlass hat.

Dass es einmal in die große Fußballwelt hinausgehen würde, war natürlich noch nicht abzusehen, als sie als Vierjährige beim TSV Meeder erstmals die Fußballschuhe schnürte. Doch schon früh war ihr Talent nicht zu übersehen, wenn sie durch die gegnerischen, meist aus Jungs bestehenden Abwehrreihen wirbelte und den gegnerischen Trainern mächtig Kopfzerbrechen bereitete. 2014 wechselte Hannah in das Nachwuchsleistungszentrum des FC Coburg, wo ihre Fußballkarriere richtig Fahrt aufnahm: Bei viermal Training pro Woche mit talentierten gleichaltrigen Jungs lernte Hannah sich auch auf hohem Niveau fußballerisch zu behaupten. Berufungen in die Regionalauswahl Nordbayern, die U14- und U16-Bayernauswahl (die sie 2018 zum Sieg im DFB-Länderpokal schoss) und eben in die U15-Nationalmannschaft folgten, und Hannah ging in den letzten eineinhalb Jahren für ihren FCC in der U15-Bayernliga Nord äußerst erfolgreich auf Torejagd (in der laufenden Saison schon neun Treffer). Das ist umso bemerkenswerter, weil sie als „Dezemberkind“ zu den Jüngsten des Jahrgangs 2004 gehört. Nicht umsonst hatte Jenas Trainerin Anne Pochert sie daher schon länger auf ihrem Wunschzettel.

Nun also Bundesliga mit Jena: Ab dem 17. Februar – also mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres – wird sie im Staatlichen Sportgymnasium Johann Christoph Friedrich Guts-Muths in Jena, einem renommierten Sportinternat, wohnen und lernen, nur fünf Fahrradminuten vom Trainingsgelände des FF USV Jena entfernt. „Dort ist alles auf den Fußball abgestimmt, es gibt keine weiten Wege“, berichtet Hannah begeistert. Sie hat sich ihr neues Umfeld natürlich intensiv zusammen mit ihren Eltern Sandra und Marco Mesch angesehen, und Hannahs Gesamtfazit ist eindeutig: „Einfach saugeil!“ Neben dem Fußball hat die aktuell noch die Realschule CO II Besuchende auch ihren schulischen Werdegang im Fokus: „Ich will auf jeden Fall das Gymnasium machen“, sagt Hannah, und weiß sich dabei bei den Internats-Pädagogen künftig in besten Händen.

Fußballerisch ist sie ohnehin schon perfekt in Jena angekommen. Bei den inoffiziellen deutschen B-Juniorinnen-Hallenmeisterschaften in Gütersloh belegte sie mit Jena unter 20 Teams einen guten achten Platz, und Hannah schnürte gleich beim 3:0-Auftaktsieg gegen den amtierenden deutschen U17-Meister VfL Wolfsburg einen Doppelpack. Und bei ihrem ersten Testspiel im Freien gegen ein Jungenteam besorgte sie den 4:3-Siegtreffer. Damit hat sie auch an neuer Wirkungsstätte schon ihren Torriecher angedeutet, den sie nun in der U17-Bundesliga, im Frauenfußball der ältesten Nachwuchsklasse, unter Beweis stellen will. Am 29. Februar startet die Rückrunde bei der SpVg Aurich in Ostfriesland. Aurich belegt derzeit den ersten Abstiegsplatz, Jena rangiert drei Punkte davor, gleich ein Schlüsselspiel also. „Wir sind das mit Abstand jüngste Team in der Liga; bei uns ist keine Spielerin Jahrgang 2003“, weiß Hannah um die sportliche Herausforderung und hat auch schon eine Vorstellung von der nächsten Entwicklungsstufe: „Ich hoffe, dass ich vielleicht schon 2021 in der U21 von Jena spielen kann.“ Die agiert derzeit sehr erfolgreich in der Regionalliga Nordost, der dritthöchsten Frauen-Spielklasse. Und natürlich lockt Jenas Erste, die aktuell in der Frauen-Bundesliga gegen den Abstieg kämpft.

Bei allem Ehrgeiz ist Hannah der Abschied von ihren Vestekickern ziemlich schwer gefallen, mit denen sie neben unzähligen Trainingseinheiten und Spielen auch vier internationale Turnierreisen bestritten hat. Und „ihre Jungs“ sagten ihr beim VR-Bank Junior Soccer Cup am vergangenen Wochenende, wo Hannah nochmals für die U15 des FCC glänzte, angemessen „Auf Wiedersehen“: Als Hannah zu „Time To Say Goodbye“ durch das FCC-Spalier der Jahrgänge 2004 und 2005 lief und vom Coburger NLZ-Leiter Matthias Christl das Trikot mit der Rückennummer neun geschenkt erhielt, war der vor dem gegnerischen Tor so Abgebrühten die Rührung deutlich anzumerken. Matthias Christl: „Für uns ist Hannahs Wechsel natürlich ein herber Verlust: Sportlich reißt ihr Abgang eine große Lücke in der U15, und menschlich wird sie uns mit ihrem ungemein freundlichen Wesen gewaltig fehlen. Aber wir freuen uns riesig mit ihr und sind davon überzeugt, dass sie ihren Weg machen wird!“

Die neue Herausforderung nimmt Hannah mit dem ihr eigenen Optimismus an: „Ich gehe eigentlich schon selbstbewusst nach Jena und freue mich auch sehr darauf, die ganze Woche über mit den Mädels dort sein zu können.“ Im Internat wohnt sie zusammen mit einer Mannschaftskollegin im Zimmer, und die mit Schule, Training und Spielen ausgefüllten Tage werden für Heimweh keine Zeit lassen. Ihre Eltern, die Hannahs Weg voll unterstützen, werden nach Möglichkeit weiter als Fans bei den Spielen dabei sein. Die ersten Planungen dafür stehen laut Sandra Mesch: „Nach Aurich werden wir schon am Tag vorher reisen und dort übernachten.“ Und wenn Hannah nach den samstags stattfindenden Bundesligaspielen zu einem „Heimaturlaub“ ins Coburger Land zurückkehrt, können ihre FCC-Jungs mit Sicherheit auf ihre moralische Unterstützung am Spielfeldrand bauen.

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