Eine relativ harte Landung hat der FC Coburg nach seinem jüngsten Höhenflug – drei Siege mit 13:4 Toren – hingelegt: Mit der durchaus überraschenden 1:3-Niederlage beim TSV Rottendorf haben die Müller-Schützlinge die hervorragende Chance liegen gelassen, im Kampf um die Topplatzierungen der Landesliga Nordwest weiteren Boden gutzumachen. Dabei gaben die Vestekicker nach gutem ersten Durchgang binnen weniger unkonzentrierter Minuten den sehr gut möglichen Dreier fahrlässig aus der Hand. Anders gewendet schoss der überragende TSV-Stürmer Moritz Schubert seine Farben mit einem lupenreinen Hattrick in Halbzeit zwei zum umjubelten ersten Sieg in der Aufstiegsrunde, indem er drei FCC-Fehlleistungen gnadenlos bestrafte. Coburgs Coach Lars Müller war entsprechend bedient: „Letztlich haben wir uns die Gegentore ein Stück weit selber reingemacht – sehr ärgerlich!“
Dabei hatte seine Elf in den ersten 45 Minuten Ball und Gegner voll im Griff. Rottendorf kam zu keiner Torgelegenheit, und die Vestekicker griffen diesmal sehr dosiert, aber brandgefährlich an. Eric Heinze ließ noch eine Großchance ungenutzt, als er mit einem Volley nach Aykut Civeleks butterweichem Zuspiel völlig freistehend das Gehäuse um Zentimeter verfehlte (29.). Doch nur eine Minute später besorgte Goalgetter Sertan Sener mit einem ebenso listigen wie kunstvollen Heber aus rund 40 Metern die FCC-Führung. Und praktisch mit dem Pausenpfiff hatte Tevin Mc Cullough die Zwei-Tor-Führung auf dem Fuß, setzte den Heber frei vor TSV-Keeper Peter Trappschuh aber neben das Tor.
Coburg kam auch noch mit Schwung aus der Pause, doch Daniel Alles´ Kopfball nach Flanke von Civelek landete nur am Außennetz. Dann jedoch nahmen die Vestekicker sich die verhängnisvolle Auszeit: Einen Schrägschuss von Thomas Melber konnte FCC-Keeper Luis Krempel noch mit Mühe entschärfen (51.). Aber nach einem Coburger Ballverlust im Spielaufbau schaltete Rottendorf schnell um und Schubert jagte das Runde humorlos von der Strafraumgrenze zum Ausgleich ins Eckige (52.). Coburg wollte weiterhin jede Situation spielerisch lösen und zog auch aus dem nächsten Ballverlust nebst Fernschuss Schubert (54.) nicht die nötigen Lehren. Im Gegenteil: In Minute 58 kombinierten sich die Gäste im Rückwärtsgang in den eigenen Strafraum, Schubert eroberte das Spielgerät und beförderte es technisch anspruchsvoll per Heber in die Maschen. Erst jetzt endete die Paralyse des FCC, der es aber bei vier Top-Gelegenheiten von Civelek (62.), Mc Cullough (63.+68.) und Gökhan Sener (Freistoß an den Pfosten, 67.) verpasste, schnell zurückzuschlagen. Gegen immer offensivere Coburger ließ Rottendorf erst durch Mathis Böhler die Vorentscheidung liegen (74.), ehe Schubert nach erneutem leichtfertigen Ballverlust der Vestekicker einen schnellen TSV-Konter zum 3:1 abschloss (82.). Dabei blieb es, unter anderem auch deshalb, weil Sertan Sener aus kurzer Distanz nur das Quergebälk traf (86.).
Unter dem Strich ist festzustellen, dass der FCC in längst überwunden geglaubte Fehler verfiel und letztlich in Schönheit starb. Rottendorfs Coach Martin Lang stellte zutreffend fest: „Coburg ist wahrscheinlich die spielerisch beste Mannschaft der Liga. Aber wir haben sie ab Beginn der zweiten Halbzeit bearbeitet und mit den beiden Pressingtoren und dem Kontertreffer das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Aus meiner Sicht war das ein verdienter Heimsieg, auch weil wir mit dem buchstäblich letzten Aufgebot angetreten sind.“ Sein Gegenüber Müller widersprach nicht wirklich: „Wir bringen uns selbst in Schwierigkeiten, und nach ordentlicher erster Halbzeit haben uns zehn Minuten das Spiel gekostet. Auch nach dem Rückstand hatten wir noch alle Möglichkeiten, aber heute sollte es nicht sein.“ Kleiner Trost: Schon am Samstag besteht in Coburg beim Rückspiel für seine Mannen die Gelegenheit zur Wiedergutmachung.
Aufstellung TSV Rottendorf:
Trappschuh, Luecke, Fritzler, Melber (90.+1 Zimmermann), Fischer, Wolff (85. Weber), Prussas (90.+1 Englert), Böhler (87. Gräfe), Siedler, M. Schubert (90.+1 N. Schubert), Weyer
Aufstellung FC Coburg:
Krempel, Müller (68. R. Guhling), Heinze, Civelek, Mc Cullough, Knie, Kolb (78. H. Guhling), Alles, G. Sener, Dilauro, S. Sener
Tore: 0:1 Sertan Sener (30.), 1:1 Moritz Schubert (52.), 2:1 Moritz Schubert (58.), 3:1 Moritz Schubert (82.)
Schiedsrichter: Wagner (Assistenten: Striebich, Wolf)
Zuschauer: 134
